Auf den ersten Blick scheinen die Arbeiten abstrakt zu sein. Beim zweiten Blick sehen wir, durch das abstrakte Gefüge auf den Bildern hindurch Überlagerungen, Verschiebungen, Vorder- und Hintergrund auftreten. Und dann, ehe wir es bemerken, sehen wir schon Räume und Kulissen, und dann sind es Landschaften, Naturbilder, oder Innenräume.
Es kommt sehr stark auf die Farbe an. Es sind kräftige, energische Farben, die sich oft zu Flächen und Balken arrangieren, wo vieles einen Boden signalisiert, es gibt Wälder und Seen - die Bilder fordern nicht nur auf, sondern sie laden geradezu dazu ein, sie zu betreten. Oft sind es verführerische Landschaften, die geradezu unabsichtlich aus unserem Blick entstehen, aus einen Spiel von Entschiedenheit und Andeutung.  Aber es geht nicht einfach um eine Entschlüsselung, sondern um das Wie. Die Magie dieser Bilder entsteht ja daraus, dass der Gegenstand "Behandelt" wird: sie besteht nicht in "magischen" Motiven oder Details, aber auch nicht in Surrealer überdeutlicher Entwicklung, sondern in der künstlerischen Technik.
Wir müssen uns auf unseren eigenen Blick verlassen, unseren eigenen Sehprozess studieren - was bemerken wir zuerst? Was schießt auf einmal zusammen?  Wie entsteht au Farben und einem Gewähren lassen des Auges, auf einmal ein Raum oder Landschaft. Mit einmal entdecken wir die Auflösung dieses Raums oder dieser Landschaft, die untrennbar mit ihrer Entstehung im Auge verbunden sind.  Es ist ein Prozess, ein Geschehen. Vielleicht bedeutet es gar den Sehprozess selbst, dessen wir uns zwar bewusst sind, den wir aber auch bei noch so scharfen Blick, nicht ganz erfassen können. Hier entsteht etwas Magisches.  Marilyn Greens Bilder transformieren Abstraktes in Räumliches, und auch umgekehrt.

Prof. Wilhelm Gauger
Galerie Bauscher, Potsdam, Deutschland